Nicht-chirurgische Narbenbehandlung
Eine Narbe ist das Endergebnis einer erfolgreichen Wundheilung nach einer tieferen Verletzung und gewährleistet, dass die Hautoberfläche wieder intakt ist und tiefere Gewebsschichten vor äußeren Einflüssen geschützt sind. Doch manchmal kann eine Narbe trotz ihrer schützenden Funktion auch Probleme verursachen und für die Betroffenen zu einer Belastung werden. Solche Probleme können Schmerzen, ein Gefühl der Spannung, eine Einschränkung der Beweglichkeit oder ein unschönes Aussehen sein. In diesen Fällen kann eine sogenannte Narbentherapie sinnvoll sein.
Wie funktioniert die Wundheilung und warum entsteht manchmal eine Narbe?
Die Wundheilung ist eine gemeinsame Leistung verschiedener Gewebe- und Zellarten unseres Körpers und besteht aus mehreren koordiniert ablaufenden Vorgängen, um letztendlich den Ersatz des zugrundegegangenen Gewebes zu bewerkstelligen. Oberflächliche Wunden, bei denen die tiefe Schicht der Haut unverletzt geblieben ist, heilen ohne Narben ab. Sobald jedoch, die tiefe Hautschicht mitverletzt wurde, resultiert die Wundheilung in eine Narbe. Die Narbe ersetzt das ursprünglich verflochtene Kollagen durch simple Bündel von Kollagen, die parallel zueinander und nicht mehr miteinander verflochten sind. Deswegen sieht die Narbe anders aus als die umgebende Haut und ist auch weniger dehnbar und belastbar als diese. Sie wird aus diesen Gründen als „minderwertiges Ersatzgewebe“ bezeichnet.
Warum verursachen manche Narben Probleme?
Manchmal kommt es durch überschießende Produktion und Vergröberung von Kollagen zu einem verdickten, wulstigen und auffälligen Aussehen der Narbe, das als „hypertrophe (d.h. überschießende) Narbenbildung“ bezeichnet wird. Das Gegenteil kommt seltener vor und bewirkt durch mangelnde Synthese von Kollagen ein eingesunkenes Aussehen der Narbe („atrophe Narbe“). Häufig wird diese Form der Narbenbildung im Gesicht bei Aknenarben beobachtet. Narben können zudem eine stärkere oder auch eine fehlende Pigmentierung haben, d.h. dunkler oder heller im Vergleich zu der Umgebung sein und dadurch auffällig erscheinen. In all diesen Fällen sind die Narben ein optisch-ästhetisches Problem für die Betroffenen, vor allem auch wenn sie an sichtbaren Stellen des Körpers lokalisiert sind.
Zusätzlich sind Narben als Ersatzgewebe weniger dehnbar als die unveränderte Haut und neigen bei längerem Bestand zur Schrumpfung. Dadurch entsteht gelegentlich das Gefühl von Spannung und bei stärker ausgeprägter Schrumpfung kann es zu einer sogenannten „Narbenkontraktur“ kommen, d.h. dass sich die Narbe zusammenzieht und, vor allem an den Extremitäten oder am Hals die Beweglichkeit des betroffenen Körperteils einschränkt. Manchmal können sich Verklebungen zwischen der Narbe und ihrer Unterlage bilden, die das Gleiten von darunterliegenden Strukturen, z.B. Sehnen behindern. Solche Narben werden als „adhärente Narben“ bezeichnet. Narben sind auch weniger belastbar als die gesunde Haut und können leichter reißen als diese. Narben, die dazu neigen, immer wieder zu reißen und offene Wunden hervorzurufen werden als „instabile Narben“ bezeichnet. Solche Situationen lassen Narben zu einem funktionellen Problem mit Krankheitswert werden. Und schließlich können Narben gelegentlich auch Schmerzen oder Juckreiz hervorrufen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei problematischen Narben?
Narben sind endgültig, jedoch nicht unveränderbar. Narben können durch eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten positiv verändert werden. Man unterscheidet zwischen konservative (d.h. nicht-chirurgische) und chirurgische Möglichkeiten. Grundsätzlich ist eine Narbe innerhalb der ersten 12 Monate ab ihrer Entstehung am besten geeignet, durch ausgewählte Mittel beeinflusst zu werden, so dass sie später möglichst keine Probleme hervorruft. Dazu gehören Narbenpflaster, lokale Cremen oder Salben, Maßnahmen der physikalischen Medizin, Kompressionswäsche und absoluter Sonnenschutz! Eine Therapie in dieser Zeit kann man auch als eine sinnvolle Prophylaxegegenüber einer überschießenden Narbenbildung betrachten.
Hat eine Narbe bereits ein störendes Aussehen, weil sie verdickt, eingesunken, auffällig dunkler oder heller als die Umgebung ist oder weil sie sich angespannt fühlt, kann man mit dem Microneedling die Stoffwechselprozesse innerhalb der Narbe aktivieren und zu einer Verbesserung ihres Aussehens beitragen. Das Prinzip der Behandlung besteht darin, kontrolliert mehrere mikroskopische Verletzungen in der Narbe zu setzen. Das passiert mit dem sogenannten „Dermaroller“, der eine kleine Walze mit mikrofeinen Nadeln einer bestimmten Länge ist und über die Narbe in mehreren Richtungen „gerollt“ wird. Bei der Narbentherapie wird die Nadellänge, anders als bei hautverjüngenden Anwendungen von Microneedling länger gewählt, um die tiefe Hautschicht zu erreichen. Die resultierenden Mikroverletzungen regen die Haut an, ihre Reparaturmechanismen zu aktivieren um, ähnlich wie im Falle einer echten Verletzung, die kleinen Verletzungen zur Abheilung zu bringen. Im Zuge dieser Prozesse wird unter anderem das Kollagen und Elastin in der Narbe neu organisiert. Für diese Behandlung eignen sich hervorragend eingesunkene Narben (z.B. im Gesicht nach Akne) oder derbe, angespannte, nicht-dehnbare Narben (z.B. Verbrennungsnarben). Die Behandlung bewirkt auch eine Umverteilung des Pigments innerhalb der Narbe, so dass sie sich auch für dunkle oder helle Narben gut eignet.
Hervorragend ist auch die Kombination mit der PRP-Therapie („Eigenplasmatherapie“, „Eigenbluttherapie“), weil dadurch in konzentrierter Form Wachstumsfaktoren zugefügt werden, die die Umstrukturierung des Narbengewebes unterstützen. Diese regen die Kollagen- und Elastinproduktion im Narbengewebe an und bewirken, dass die Narbe weicher wird und sich weniger angespannt anfühlt. Besonders geeignet ist die PRP-Therapie bei sogenannten „atrophen“ Narben, d.h. Narben, die unterhalb dem Niveau der umgebenden Haut sind (z.B. Akne-Narben). Die PRP-Therapie bewirkt hier eine deutliche Angleichung und lässt die Hautoberfläche damit ebenmäßiger wirken. Besonders im Gesicht kann sich auch die Kombination mit entsprechend abgestimmten Wirkstoffen der Mesotherapie gut eignen.
Als „Kollageninduktionstherapie“ kann sich auch das Fadenlifting mit glatten Fäden für eingesunkene Narben eignen, weil dadurch die Produktion von Kollagen verstärkt wird.
Eingesunkene Narben können in vielen Fällen auch mit Hyaluronsäure unterspritzt werden. Dadurch kann eine sofortige Anhebung der Narbe auf das Niveau der umgebenden Haut erreicht werden und auf diese Weise eine Korrektur des Konturdefizites erreicht werden.
Und schließlich bietet noch die Plastische Chirurgie mit einem breiten Spektrum an chirurgischen Verfahren viele Möglichkeiten einer Narbenkorrektur.
Wann muss der chirurgischen Narbenkorrektur gegenüber der nicht-chirurgischen Narbenbehandlung der Vorzug gegeben werden?
Eine chirurgische Narbenkorrektur ist meistens notwendig, wenn eine sog. Narbenkontraktur besteht, d.h. wenn sich die Narbe deutlich zusammengezogen hat und zu einer Bewegungseinschränkung von Gelenken führt. Dies ist meistens bei Narben an den Extremitäten oder am Hals der Fall. Zwar können auch in solchen Fällen, vor allem in den ersten 12 Monaten auch konservative Mittel zuerst versucht werden, jedoch sollte eine vorhandene Bewegungseinschränkung nicht zu lange toleriert werden, um eine Einsteifung des betroffenen Gelenkes nicht zu riskieren. Weiters kann eine Operation bei adhärenten Narben, d.h. wenn Verklebungen zwischen der Narbe und ihrer Unterlage bestehen, bei instabilenNarben, d.h. Narben, die immer wieder aufreißen oder auch bei schmerzhaften Operationsnarben indiziert sein. Eine chirurgische Narbenkorrektur kann schließlich auch bei Narben indiziert sein, die zwar keine funktionellen Probleme hervorrufen, jedoch ein unbefriedigendes Aussehen haben und nicht durch die konservative (nicht-chirurgische) Narbenbehandlung beeinflusst werden konnten.
Was ist ein Keloid und warum darf es nicht mit einer Narbe verwechselt werden?
Ein Keloid ist ein gutartiger Tumor, der durch überschießende Aktivität der Kollagen-bildenden Zellen der Haut nach einer Verletzung oder Operation entsteht und weit über das Niveau der umgebenden Haut hinauswächst. Er wird als das Ergebnis eines gestörtenWundheilungsprozesses angesehen. Ein Keloid verhält sich anders als Narben und lässt sich durch die zuvor beschriebenen Methoden der Narbentherapie nicht günstig beeinflussen. Manche Narbenbehandlungsmethoden, wie zum Beispiel das Microneedling können sogar zu einer regelrechten Verschlechterung des Keloids führen. Daher sollten Narben und Keloide am besten von erfahrenen Ärzten behandelt werden, die die richtige Diagnose stellen und in Folge die passende Therapie anbieten können.
Die Behandlung des Keloids besteht in den meisten Fällen aus Kortisoninjektionen ins Keloid (nicht in die Haut!), die mit der Zeit zu einer Abflachung des Keloids führen. Die Behandlungen müssen, je nach Ausdehnung des Keloids in mehreren Sitzungen im Abstand von jeweils 4-6 Wochen wiederholt werden.
Fakten auf einem Blick!
Preise (pro Sitzung)
- Erstberatungsgespräch: ab 200 Euro
- Folgeberatung: 200 Euro
- PRP zur Narbentherapie: ab 470 Euro (abhängig von Anzahl und Ausdehnung der Narben)
- Microneedling zur Narbentherapie: ab 410 Euro (abhängig von Anzahl und Ausdehnung der Narben)
- Microneedling in Kombination mit PRP zur Narbentherapie: ab 520 Euro (abhängig von Anzahl und Ausdehnung der Narben)
- Microneedling in Kombination mit Mesotherapie zur Narbentherapie: ab 520 Euro
- Unterspritzung einer Narbe mit Hyaluronsäure: ab 460 Euro (1 Ampule)
- Kortison-Injektion bei Keloid: Erstbehandlung ab 240 Euro, jede weitere Sitzung ab 200 Euro
- Chirurgische Narbenkorrektur: Preis auf Anfrage (abhängig von Art des Operations- und Betäubungsverfahrens).
- optionales Eincremen mit Betäubungscreme in der Ordination, ca. 1h vor dem geplanten Behandlungstermin: 10-15 Euro je nach Areal